Buch-Projekt - Veronika Kallen

Atelierhaus
Vero Kallen
Atelierhaus
Vero Kallen
Atelierhaus
Vero Kallen
Atelierhaus
Vero Kallen
Direkt zum Seiteninhalt
Das Portrait
Das Portrait-Bild war bis zur Erfindung der Fotografie den Reichen und Mächtigen vorbehalten. Man musste einen Künstler beauftragen. Die wohl berühmteste Auftragsarbeit ist das Portrait von Lisa del Giocondo, besser bekannt als Mona Lisa. Durch die Fotografie wurde es auch weniger betuchten Menschen möglich ein Bild von sich  anfertigen zu lassen. Anfänglich nur zu besonderen Anlässen, später, mit der Weiterentwicklung der Fototechnik entstanden immer mehr Bilder. Das «Passfoto» als klassisches Portraitbild hat aber seinen besonderen Status bis heute erhalten. Heute hat das eigene Portrait sogar einen eigenen Namen. Das «Selfie» ist ein Synonym für die Selbstdarstellung. Im Rahmen von Social Media ist das Selfie und seine Verbreitung Bestandteil der Jugendkultur. Dank den Möglichkeiten der Bildbearbeitung verliert das Selfie aber den Bezug zur Dokumentation und wird im Rahmen der Selbstdarstellung zur Interpretation. Das gemalte Portrait führt wieder zurück zur künstlerisch interpretierten Darstellung einer Person. Die Empfindungen der Künstlerin und die Situation während der Sitzung fliessen ebenso in das Bild mit ein wie die Erscheinung der zu portraitierenden Person.
Das Sofa
Gepolstertes Sitz-Möbel für mehrere Personen. Im 17. Jahrhundert waren das Sofa als Luxusmöbel den vermögenden Leuten vorbehalten. Im Rokoko wurde der Stil der Sofas immer filigraner und wurde vom Gebrauchsmöbel zum Objekt. Ich habe vor einem Jahr dieses Sofa bei einem Antiqitätenhändler in Biel entdeckt. Mein Sofa wurde gemäss Experten vom berühmten Berner Ebenist Mathäus Funk (1697 – 1783) geschaffen. Ich habe es mit rotem Stoff neu beziehen lassen. Seither steht es sehr prominent  in meinem Atelier in Selzach.
Ich stelle mir vor, was wäre, wenn das Sofa erzählen könnte, von den Menschen die sich in den vergangenen 200 Jahren auf diesem Möbel geliebt, gestritten und versöhnt haben.
Die tragende Idee
Beeindruckt von der Geschichte des antiken Möbelstücks wurde ich inspiriert seine Geschichte im künstlerischen Kontext weiter zu führen.
Ich lade Menschen aus allen Gesellschaftsschichten ein auf diesem Sofa Platz zu nehmen und eine Geschichte aus ihrem Leben zu erzählen. Das Sofa wird also mit neuen, tragischen, lustigen oder spektakulären Lebensgeschichten «erfüllt».  
Gleichzeitig portraitiere ich die Personen als Gemälde oder Skulptur.
Das Portrait führt wieder zurück zur künstlerisch interpretierten Darstellung einer Person. Die Empfindungen der Künstlerin und die Situation während der Sitzung fliessen ebenso in das Bild mit ein wie die reale Erscheinung der zu portraitierenden Person in diesem Moment. Das rote Sofa wird zum «file rouge» einer Bilderreihe von etwa 15 Portraits mit Ölfarben auf  80 x 100cm grossen Leinwänden sowie rund 15 Büsten aus schwarzem, gebranntem Ton. Die bei der Sitzung erzählten Lebensgeschichten werden dokumentiert.
Das Buch-Projekt
In einem Buch will ich die Geschichten und Portrait-Bilder/Skulpturen zusammenführen. Nach meinen ersten Erkenntnissen wird sich durch die Geschichten bei den Betrachtern die Wahrnehmung der Portraits/Skulpturen verändern. Die Darstellungen verlieren ihre Anonymität. Die mir erzählten Geschichten sind phänomenal tragisch, berührend und überraschend vielseitig. Das Bild und die Geschichte erhalten in Kombination extrem viel Tiefgang und bilden einen maximalen Kontrast zur Oberflächlichkeit der Selfie-Kultur.

Die ersten Sofa-Gespräche haben bereits stattgefunden und erste Portraits wurden gemalt und Skulpturen (Büsten) geformt. Das Konzept hat sich bewährt. Die von mir eingeladenen Personen sind bereit sich auf dieses Projekt einzulassen und viel von sich Preis zu geben. Die Menschen empfinden es als Privileg, dass sie Jemand malen will und sich für ihre Geschichten interessiert. Mein beruflicher Hintergrund hilft mir in der Gesprächsführung. Im Sommer 2023 plane ich im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung - bei der ich andere Tonfiguren ausstelle - das Sofa mitzunehmen um weitere Personen für Interviews und Portraits zu finden. Die bei den Gesprächen entstandenen Portraits/Skulpturen werden anschliessend in Abwesenheit der Person weiterbearbeitet bis ich finde, dass der Ausdruck zur Person und Geschichte passt.

Text: Fredy Obrecht







Zurück zum Seiteninhalt